Jürgen Kossendey zeigt bei einem Rundgang über die Halbinsel Devin die verlassenen Nistplätze der Uferschwalben.

Balance zwischen Naturschutz und Tourismus

So einzigartig der Ort, so vielfältig seine Probleme. Zu einer öffentlichen Wanderung über die Halbinsel Devin hatte die Bürgerschaftsfraktion Bündnis 90/Die Grünen/Die Partei eingeladen. Etwa 30 Interessierte waren gekommen, um gemeinsam mit Jürgen Kossendey vom Förderverein für Landschaft und Naturschutz Devin über die Halbinsel zu laufen.

Tourismus vs. Naturschutz

Im Fokus standen bei diesem Rundgang nicht nur die einzigartige Natur, sondern vor allem die Probleme, mit denen das Naturschutzgebiet zu kämpfen hat. „Immer wieder gibt es Konflikte bei der Balance zwischen Naturschutz und Tourismus“, sagt Jürgen Suhr, Vorsitzender der Stralsunder bündnisgrünen Bürgerschaftsfraktion. „Zahlreiche Stralsunder*innen und ihre Gäste besuchen diesen einzigartigen Ort gern, um hier Ruhe und Erholung zu finden.“

Doch genau das sei der kritische Punkt. Denn nicht alle Besucher würden sich so verhalten, wie es eigentlich in einem Naturschutzgebiet sein sollte. Schon 1993 wurde der südöstliche Teil der Halbinsel Devin, die im Stralsunder Stadtgebiet liegt, zum Naturschutzgebiet erklärt. Die sogenannte Höhe 23 und ihre anliegenden Wasserflächen sind Teil des europaweiten Biotopverbundes „Natura 2000“.

Uferschwalben vertrieben

„Wir sehen dringenden Handlungsbedarf, um das Gebiet mehr zu schützen und den Förderverein in seiner Arbeit zu unterstützen“, erklärt Jürgen Suhr weiter. Viele der Probleme, mit denen der Förderverein auf der Halbinsel zu kämpfen habe, seien menschengemacht, erklärt Jürgen Kossendey. „Wenn die Leute hier an den Strand gehen und baden, so akzeptieren wir das“, sagt Jürgen Kossendey bei seiner Führung. Allerdings würden viele Besucher die Kliffe als Kletterhänge begreifen. „Das geht einfach nicht.“ So gebe es etwa deshalb keine Uferschwalben mehr, die in diesen Wänden sonst nisten und sich dort nun aber gestört fühlen. Davon abgesehen, dass es durch das Klettern zu Erdabrutschen kommt, die auch für die Menschen gefährlich werden können.

„Eine Möglichkeit wäre, die Kliffe durch eine natürliche Barriere abzusperren, wie etwa eine Hecke. Doch dafür gibt es Auflagen von der Verwaltung“, so Jürgen Kossendey. An dieser Stelle hofft Kommunalpolitiker Suhr auf mehr Entgegenkommen seitens der Verwaltung. „Wir sollten einen gemeinsamen Weg finden.“

Schönheit schützen

Oberstes Ziel sei es, die Besucher der Halbinsel dafür zu sensibilisieren, der Natur ihren Raum zu geben. Das beginne schon damit, dass viele ihren Müll in der Natur entsorgen. Die GRÜNE Fraktion hatte ihren Rundgang mit einer Müll-Sammel-Aktion verbunden, bei der etliche Tüten Unrat zusammenkamen.

Auch vor Vandalismus wird auf der Höhe 23 nicht Halt gemacht. „Leider werden auch auf diesem Gelände mutwillig etwa Sitzgelegenheiten zerstört“, sagt Jürgen Kossendey. Für den Förderverein sind das zusätzliche Kosten, die nur schwer zu stemmen sind.

Hunde als Problem

Ein weiteres Problem: Das Ausführen von Hunden. „Etwa 50 Prozent der Leute, die hierherkommen, haben einen Hund bei sich“, sagt Jürgen Kossendey. Viele würden diesen allerdings nicht wie vorgeschrieben an der Leine führen. Abgesehen von den Hinterlassenschaften der Tiere ist es ein Problem, dass die Hunde auch mal die Schafe auf der Halbinsel beißen, die hier weiden. „In jedem Jahr hat der Schäfer tote Schafe zu beklagen, die wegen der Hundebisse oder deren Folgen sterben.“

Klimawandel macht nicht Halt

Nicht zuletzt hinterlässt der Klimawandel auch auf der Halbinsel Devin seine Spuren. „Das so wichtige Moor wird trocken“, erklärt Jürgen Kossendey. Eine Möglichkeit, diesen Prozess zumindest ein wenig aufzuhalten ist, die Birken, die sehr viel Wasser aus dem Boden ziehen und in direkter Nähe zum Moor stehen, dort wegzunehmen. „Wir haben im Vorfeld Kontakt zur Succow-Stiftung in Greifswald aufgenommen, die sich für Natur-, Moor- und Klimaschutz engagiert. Die haben uns diesen Tipp gegeben und das Vorgehen ist mit der unteren Naturschutzbehörde angestimmt. Allerdings ist das nur eine kleine Möglichkeit, das Austrocknen aufzuhalten.“

Für die Teilnehmer*innen der Wanderung stand am Ende des Rundgangs fest, dass dieses Kleinod noch mehr geschützt werden muss und dass die Besucher der Halbinsel Devin noch mehr für den Naturschutz sensibilisiert werden müssen. „Als bündnisgrüne Fraktion werden wir nach Möglichkeiten suchen, den Förderverein zu unterstützen“, erklärt Jürgen Suhr. Dabei sollte auch die Hansestadt selbst mehr Verantwortung übernehmen, um das Naturschutzgebiet besser zu schützen.