Für den historischen St.-Jürgen-Friedhof sollte es ein neues Entwicklungskonzept geben.

Mehr Würdigung für Persönlichkeiten der Stadt

Die Inschriften auf Grabsteinen auf dem denkmalgeschützten historischen St. Jürgen Friedhof wieder lesbar zu machen, das ist der Wunsch der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN/DIE PARTEI. Einen entsprechenden Antrag hatte sie in die vergangene Sitzung der Bürgerschaft der Hansestadt Stralsund eingebracht.

Grabinschriften kaum noch lesbar

„Es gibt einige Grabsteine, auf denen nichts mehr zu erkennen ist“, erklärt Friederike Fechner von der bündnisgrünen Fraktion. Dass das auf einem historischen Friedhof, der immerhin bereits im Jahr 1325 angelegt worden ist, ein normaler Prozess ist, sei nachvollziehbar, erklärt sie weiter. Unverständnis hat sie hingegen dafür, dass oftmals auch Grabstätten von bedeutenden Stralsunder Persönlichkeiten zusehends verfallen oder gar ganz verschwinden.

Eigentlich ein verwunschener Ort

„Diesen historischen Ort kann man mit seinen Alleen, den Kapellen und der gesamten Vegetation als verwunschen bezeichnen. Diesen Charakter sollte die Anlage auch unbedingt behalten. Doch die Menschen, die untrennbar mit der Geschichte der Stadt Stralsund verbunden sind und hier ihre letzte Ruhestätte fanden, haben mehr Würdigung verdient.“ Dabei gehe es auch darum, an die Menschen und ihr Wirken zu erinnern.

So ist etwa von dem Begründer des „Stralsundischen Museums“, dem heutigen Stralsund Museum, Dr. Rudolf Baier, nicht einmal mehr ein Grabstein zu finden. „Es gibt zwar einen großen Gedenkstein, doch auf diesem wird an zwei Familienmitglieder Baiers erinnert, die in den Jahren 1917 und 1918 gefallen sind. Für Rudolf Baier selbst gibt es keinen Grabstein.“ In einer Broschüre aus dem Jahr 1934 wird diese Stätte noch unter den „Bedeutsamen Gräbern auf dem St. Jürgen zu Stralsund“ aufgezählt.

Vandalismus auf dem Friedhof

Etwas anders liegt der Fall beim Grabmal des einstigen Gymnasialdirektors Carl August Friedrich Hermann Schulze, der von 1812 bis 1869 lebte. Sein Grabmal ist im September des vergangenen Jahres von Vandalen zerstört worden, ein 1,30 Meter großer Stein vom Sockel gestoßen worden. „Dieser Stein ist bis heute nicht wieder aufgerichtet worden“, sagt Friederike Fechner. Bei einem Rundgang über die denkmalgeschützte Anlage könnte man feststellen, dass sich weitere Beispiele aufzählen ließen.

Neues Entwicklungskonzept muss her

Für Friederike Fechner wäre die Restaurierung von Grabstätten nur ein erster Schritt gewesen, um überhaupt die künftige Entwicklung des St. Jürgen Friedhofs auf den Prüfstand zu heben. Diese Idee griff die Fraktion CDU/FDP in einem Änderungsantrag auf, in dem der Oberbürgermeister damit beauftragt wird, ein Konzept zur Entwicklung des St. Jürgen Friedhofs mit einem entsprechenden Maßnahmenplan zu erarbeiten. Das letzte Pflege- und Entwicklungskonzept für den St. Jürgen Friedhof ist im Jahr 2003 erstellt worden. Diesem Antrag konnten alle Fraktionen folgen.

Als Eigentümerin des Denkmals St. Jürgen Friedhof ist die Hansestadt Stralsund nach dem Denkmalschutzgesetz Mecklenburg-Vorpommerns verpflichtet, das Denkmal zu erhalten und fachgerecht instandzusetzen. „Mit einem Entwicklungskonzept zu überlegen, wie man dieses Kleinod schützen und retten kann, ist ein wichtiger Schritt.“

Der komplette Antrag ist unter https://webris.stralsund.de/buergerinfo/to0040.asp?__ksinr=5344 zu finden.

Quellen:

  • UmweltPlan GmbH Stralsund, Entwicklungsstudie St.-Jürgen-Friedhof