Ein kostenloses Sozialticket für den ÖPNV wäre der richtige erste Schritt gewesen.

Sozialer mit dem Sozialticket

Es sei absolut begrüßenswert, den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu fördern und auch in Stralsund mit der kostenfreien Nutzung des Nahverkehrs zu beginnen, erklärt Jürgen Suhr, Vorsitzender der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen/Die Partei in der Stralsunder Bürgerschaft. Allerdings hätte sich die bündnisgrüne Fraktion einen anderen Auftakt gewünscht.

Im ersten Schritt an Einkommensschwächere und Familien denken

In der vergangenen Sitzung hatte die Bürgerschaft mehrheitlich entschieden, ein kostenfreies Ü70-Ticket einzuführen, dass es ausschließlich Bürger*innen über 70 Jahren erlaubt, den ÖPNV kostenfrei zu nutzen. Die Ostsee-Zeitung berichtete ausführlich über die Debatte.

Die Einkommenslage der Nutzer des Ü70-Tickets spielt dabei keine Rolle. „Dass bei der kostenfreien Nutzung des Nahverkehrs zunächst die Zielgruppe der Senior*innen ab 70 ausgewählt wurde, halten für wir ungerecht und sozial unausgewogen“, erklärt Jürgen Suhr und führt Beispiele an. „Während ein gut situierter älterer Mann künftig den Bus kostenfrei nutzen kann, muss die alleinerziehende Mutter, die mit zwei Kindern unterwegs ist, ihr Busticket zahlen. Das Gleiche gilt zum Beispiel auch für eine vierköpfige Familie, die auf Hilfen zum Lebensunterhalt angewiesen ist oder etwa für einen Menschen, der wegen Erwerbsminderung auf eine Grundsicherung angewiesen ist.“

Alternatives Konzept: Sozialticket

Die bündnisgrüne Fraktion hatte deshalb einen Änderungsantrag in die Bürgerschaft eingebracht, die kostenlose Beförderung mit dem ÖPNV für Stralsunderinnen und Stralsunder zu prüfen, die einen Strelapass haben oder einen beantragen können. Dazu gehören also Familien mit zwei und mehr Kindern, Alleinerziehende, Menschen, die auf Grundsicherung angewiesen sind, Angehörige von behinderten Menschen und Student*innen. Der Antrag wurde in der Bürgerschaft mit den Stimmen von CDU, FDP, Bürger für Stralsund, AfD und den Linken abgelehnt.

Alter sollte bei „sozial“ keine Rolle spielen

„Ich gönne jedem Senior und jeder Seniorin über 70 von Herzen die Kostenfreiheit beim Nahverkehr, aber dass Familien, Alleinerziehende und Einkommensschwächere außen vor bleiben, kann und will ich nicht nachvollziehen. Betonen möchte ich, dass auch in unserem Konzept Ältere über 70 vom kostenfreien Nahverkehr profitiert hätten, denn der Strelapass definiert keine Altersgrenze, sondern nur Zielgruppen unabhängig vom Alter. Die mögliche Kritik, dass wir uns mit dem Sozialticket gegen die Senior*innen stellen, hat also keine Grundlage“, führt Jürgen Suhr weiter aus.

Der komplette Artikel in der OZ ist hier zu lesen (paywall): https://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommern/Stralsund/Kostenlos-Bus-fahren-in-Stralsund-Dann-startet-das-Seniorenticket